Herbstvortrag André Strobel
„…schön dich mal wieder zu sehen – wie war deine Reise? …du bist mal wieder zu Hause? …wo geht’s als nächstes hin? …was macht das Studium? – das sind wohl die häufigsten Fragen, die André Strobel in den letzten Jahren im Dorf immer wieder gestellt bekommen hat.
Der Herbstvortrag mit Zusatztermin der Natur- und Heimatfreude Burkau sollte die ideale Plattform sein, alle Neugierigen einmal auf seine Reisen um die Welt mitzunehmen und seine Erlebnisse zu teilen. Nach Schätzungen kann ich schon jetzt verraten, dass wohl an die 100 Leute am 24.10.2025, einem Freitagabend, in der Lachtaube ein Plätzchen gefunden haben. Vermutlich nochmal halb so viele mussten leider gleich wieder den Heimweg antreten, da einfach kein Besucher mehr hätte ein Plätzchen finden können. Auch der Zusatztermin am 14.11.2025 war mit ca. 80 Gästen ähnlich voll. Das konnte auch ich mir nicht entgehen lassen! Mehr als eine halbe Stunde vor Beginn platzte der ehemalige Kuhstall der Burkauer Lachtaube aus allen Nähten. Schon die Location hätte nicht besser sein können – unser Burkauer Weltenbummler erzählt ZU HAUSE, wie er in die Welt ging. Dicht an dicht rutschten wir zusammen, in jede mögliche Lücke wurden Stühle gestellt, einige Gäste blieben am Rand stehen. In Andrés Augen konnte man lesen, wie berührt und fassungslos zugleich er über so viele interessierte Zuhörer war. Zwischen den Besuchern strahlte ein Beamer auf die große Leinwand – Gläser bei Seite, dass das Bild gut zu sehen ist! An der Wand und auf Andrés Stuhl hingen Kleidungsstücke aus fernen Ländern. Am Laptop lehnten seltsame Holzfiguren. Was das wohl alles zu bedeuten hat – Spannung lag in der Luft. André schlängelte sich durch die Besucher, letzte Getränkebestellungen wurden durch die Reihen gegeben.
Endlich läutete die Glocke. Humorvoll verschaffte sich der Lehrer Gehör. Ruck zuck war es mucksmäuschenstill und André begann mit den Worten: „Heute mache ich alles mit euch, ich hoffe ihr habt VIEL Zeit mitgebracht!“ Bis zur Pause sollten wir mit Andre nach Neuseeland, in die USA, nach Indien, Myanmar und sogar mehrfach nach Australien gereist sein. Später ging es dann auch noch nach Jordanien, Palästina, und Peru. Und jetzt wird es eigentlich unmöglich kurz in Worte zu fassen, wie André mit uns in seine Erlebnisse eingetaucht ist. Auf dem Screen ein Bild von André, schlafend, an einem Flughafen mit dem Ziel zum „Work and Travel“ nach Australien. Ja, was erwartet man, wenn man sich auf nach Australien macht, um zu reisen und zu arbeiten?! Mit Bildern von international besuchten 10-Bettzimmern aus Hostels, trockenen Landschaften und einfachstgekleideten Marktfrauen – Andrés Lieblingsmotiv – waren wir schnell in seiner Reisewelt angekommen. André reiste, um Land und Leute ganz pur und nah zu erleben. Ich und sicher viele andere Zuhörer auch, bewunderten ihn schon jetzt für seinen Mut. Viele, viele Bilder folgten und André erzählte mitreißend, faszinierend und ganz lebendig von seiner Zeit in den unterschiedlichsten Ländern, so, als wären wir alle gerade mittendrin und live dabei. Plötzlich folgte ein Schockmoment – dutzende tote Pferde zwischen trockenen Büschen in der glühenden Mittagssonne des australischen Outbacks – Andrés erster Job. Pferde waren auf der Farm eine Plage, die Wasservorräte im heißen Australien sind logischerweise begrenzt und so war mit der Frage: „Kannst du schießen?“ und seinen heimischen Luftgewehr-Schießerfahrungen mit Papa aus der Kindheit die Qualifikation genug für seinen ersten Job.
Es folgten noch unzählige Anekdoten und Bilder vom Feiern mit neuen Freunden und Wegbegleitern, vom Arbeiten und Reisen. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so gespannt und fasziniert waren alle in seinen Erzählungen gefesselt. Im Schnelldurchlauf bereiste er mit uns die Länder, wie er immer wieder kurz zu Hause war um zu studieren und seine Familie ihn schnell wieder ziehen lassen musste, weil ihn das Fern weh nach neuen Eindrücken lockte, wie er mit seiner Burkauer Sandkastenfreundin in Fernost mit Eselscheiße Häuser verzierte und aus Langeweile mit ihr ein Burkau-Würfelspiel bastelte, bei dem man an Schule, Kirche und Semmering vorbei spielte und wie er ihre Hochzeit als Anlass nahm, um vom Land noch mehr zu sehen, zu erleben und zu spüren, wie er sich für nur um gerechnet 30 EUR einen Anzug maß schneidern ließ, den er sich während des Vortrages vom Leib riss um uns zu zeigen, in welchem Outfit er sonst reiste – Shorts und Achselshirt. Oder wie er seine Klasse in Gaußig während des Unterrichts mit Aufgaben beschäftigte, um sich durchs Fenster aus der Schule zu schmuggeln, weil er nach Hause fuhr, um sein Visum für sein nächstes Abenteuer noch rechtzeitig genug zu beantragen und noch vieles, vieles mehr… Seine persönlichen Andenken gehen unter die Haut. Von jedem Land, von jeder Reise bringt sich André ein Tattoo mit, dass er mit seinem Trip verbindet.
Nun steht für André der Studienabschluss an erster Stelle. „So viel studiert wie jetzt, habe ich noch nie“ sagt er. Auf die Frage „wo er denn dann unterrichten möchte“, berichtete er von deutschen Schulen im Ausland – alles Gute, André und bis bald…zum Glück zieht es dich ja auch immer wieder zurück – zurück nach Hause. Für mich ist er eine bewundernswerte Persönlichkeit und Vorbild zugleich. Mit wie viel Mut und welcher Unbeschwertheit sich André zu seinen Reisen ins Unbekannte aufmacht – nicht immer mit der besten Planung, aber einem kreativen Kopf, für sich das Beste daraus zu machen, Situationen zu akzeptieren und zu respektieren, sich auf fremde Sitten und Kulturen einzulassen und voll einzutauchen, pur und hautnah, glücklich und zufrieden zu sein, mit dem was man hat, sich für keine Aufgabe zu schade zu sein, klar zu wissen und zu schätzen wo und wer „zu Hause“ ist – von einem Burkauer für Burkauer.
Nicole Säring