Der Lausitzer Landweg – Ein historischer Wanderweg neu entdeckt
Bereits im letzten Jahr nahm uns Frau Dr. Gabriele Lang, Vorsitzende unseres Dachverbandes Lusatia-Verband e.V, im Novembervortrag mit auf eine wünderschön bebilderte Wanderung durch die Oberlausitz. Mit ihr gemeinsam ging es entlang des vor einhundert Jahren angelegten historischen Lausitzer Landwegs, einem Wanderweg vom Kamenzer Hutberg bis zum Hochstein im Zittauer Gebirge. Auf 12 Etappen aufgeteilt sind es insgesamt 112 km, die sich monatlich gut erwandern lassen. Und so war auch Frau Dr. Gabriele Lang gemeinsam mit ihrem Mann auf den Spuren der historischen Oberlausitz unterwegs. Jeden Monat nahmen die beiden eine neue Etappe in Angriff. Immer mit dabei: Der Wanderführer „Führer durch die Oberlausitz und das nördliche Böhmen“ (Max Lehmann, 1926), in dem der Weg ausführlich beschrieben ist.
Im Novembervortrag des letzten Jahres erlebten die Gäste im Bürgerhaus einen interessanten Bericht ihrer Wandererlebnisse vom Hutberg bis zum Valtenberg. Hier war die Hälfte des Weges erreicht und es wurde eine einjährige Wanderpause eingelegt.
Am 19. November 2024 wurden die Wanderstöcke wieder ausgepackt und man traf sich im Bürgerhaus zum spannenden 2. Teil des Vortrages. Ingo Jannasch begrüßte unsere Referentin Frau Dr. Lang mit ihrem Mann und eröffnete so den traditionellen Novembervortrag. Die Wanderroute führte uns nun in fünf Etappen bis ganz tief in die Oberlausitz hinein: vom Bieleboh nach Kottmarsdorf, über den Kottmar nach Walddorf zum Oberoderwitzer Spitzberg, von dort nach Hainewalde und Jonsdorf und schließlich zum Hochwald.
Auf dem Weg dahin begegnen dem historisch interessierten Wanderfreund höchst spannende Geschichten, die Lust auf eigene Wanderungen machen. Beispielsweise zeigt eine historische Ansichtskarte den „Kottmar-Thurm und Restauration“. Dass es diese Ansichtskarte gibt, ist Alfons Adolph (1853-1934) zu verdanken, ein im Westerwald geborener Fotograf, der in den Jahren 1880-1889 in der Oberlausitz lebte und Geschäftsführer eines Fotoateliers in Löbau war. Ihm gelang es wohl als erstem, eine Fotografie auf eine Ansichtskarte aufzubringen und diese mit einer Handpresse im Lichtdruckverfahren zu reproduzieren. Er nutzte dieses Verfahren, um Stadt- und Landschaftsansichten auf Ansichtskarten in Umlauf zu bringen und hatte damit schnell Erfolg. Somit gilt er als Erfinder der fotografischen Ansichtskarte. Später gründete er in Passau einen Ansichtskartenverlag. (Quelle: Alfons Adolph. Der Erfinder der fotografischen Ansichtskarte. In: www.profilfoto.de, 30. Dezember 2015, letzter Zugriff: 27.11.2024)
Max Lehmanns Wanderführer durch die Oberlausitz von 1926 weiß auch davon zu berichten, dass die Kottmar-Bergbaude damals ständig geöffnet hatte und gute Biere und Weine sowie warme und kalte Speisen im Angebot hatte. Leider ist dies fast 100 Jahre später nicht mehr der Fall, die Kottmarbaude verfällt seit der Schließung immer mehr.
Zwei Felsgipfel bestaunt man am Großen Stein nahe Oberoderwitz, wie auch der Spitzberg genannt wird. Wenn man den kleineren etwas genauer ins Visier nimmt, wird man von einer beeindruckenden Silhouette in den Bann gezogen. Man meint, kein geringerer als Johann Wolfgang von Goethe hätte es sich in der Oberlausitz gemütlich gemacht - jedenfalls ist der Stein wie aus seinem Gesicht geschnitten. Es ist der Goethekopf, der unbedingt in einer der künftigen Wanderrouten eingebaut werden sollte. Ein bisschen wie Goethe wurde hier auf ein Schild gedichtet: „Do giht’s noan Gruß’n Steen und zuricke wieder heem!“ Unzählig viele herrliche Aussichtspunkte auf die Oberlausitz bis hin zum Isergebirge belohnen den Wanderer auf seiner Tour, so z.B. die wunderbare Lochbergaussicht am Bieleboh oder der Hieronymusstein in Jonsdorf, der bereits 1880 vom dort ansässigen Gebirgsverein eingeweiht wurde. Manchmal ist es aber auch einfach nur eine Bank, wie z.B. in der Nähe von Kottmarsdorf, die Max Lehmann im Jahr 1926 so beschreibt: „Eine Bank am Waldessaum läd dich ein zum Rasten und beim Umwenden breitet sich vor dir ein bezauberndes Bild aus. Von der kühnen Nase des Jeschken bis zum turmgekrönten Wolfsberge liegt die ganze Herrlichkeit der Zittauer und nordböhmischen Berge vor uns. Und wie malerisch liegen Walddorf und Eibau zu unseren Füßen und steigt das Häusermeer von Neugersdorf gegen den Horizont empor. Schwer trennt sich das Auge von dem unvergesslichen Bilde…!“
Das ist doch eine vorzügliche Einladung, unsere schöne Oberlausitz auf Schusters Rappen hautnah zu erleben. Im Namen der Natur- und Heimatfreunde und der anwesenden 32 Gäste bedankte sich Antje Hantusch mit einem Blumenstrauß bei Fr. Dr. Lang und ihrem Mann für den kurzweiligen Abend.
Anja Gebhardt-Varga